Aus- und Fortbildung von Jägerinnen und Jägern

Das „Grüne Abitur“ – Viel Theorie, wenig Praxis

Die Jagd steht im Kreuzfeuer allgemeiner Kritik und wird in der Öffentlichkeit immer deutlicher in Frage gestellt.
Im Bemühen um mehr Akzeptanz haben Jagdverbände und private Anbieter u.a. den Lernstoff und die Prüfungsanforderungen für Jagdscheinbewerber derart überfrachtet, erschwert und theoretisiert, dass Jägerprüfungen landläufig als das „Grüne Abitur“ gefürchtet sind.
In vielen Vorbereitungskursen wird den Prüfungsanwärtern von ihren Ausbildern, mit oft unterschiedlicher Kompetenz, ein nahezu unüberschaubares theoretisches Wissen vorgestellt und in den Prüfungen abverlangt.
Nur ein Bruchteil dieser Kenntnisse ist von wirklich grundsätzlicher Bedeutung für die Jagdausübung.

Jagd ist Handwerk, keine Wissenschaft

Im Gegensatz zur theoretischen „Kopflastigkeit“ werden die für die eigentliche Jagd unerlässlichen praktischen Aspekte und handwerklichen Fertigkeiten häufig nur unzureichend vermittelt. Sie kommen auch in den Prüfungsanforderungen zu kurz. Daher laufen viele praxisorientierte Jagdschein-Anwärter bedauerlicherweise Gefahr, zugunsten der „ganz Schlauen“ ausgegrenzt zu werden.

Crashkurse reichen nicht

Mit Sorge ist zu beobachten, dass sich auch in Schleswig-Holstein zunehmend sogenannte Jagdschulen etablieren, die damit werben, Kursteilnehmer innerhalb weniger Wochen zum erfolgreichen Ablegen der Jägerprüfung zu führen.

-Diese Kompaktveranstaltungen mögen das geballte und kurzfristige Erlernen von theoretischem Wissen und das Bestehen der Prüfungen erleichtern.
-Solide und nachhaltige Grundkenntnisse für die Jagd als Handwerk können sie jedoch, in Anbetracht des Zeitdruckes, noch weniger vermitteln als die üblichen mehrmonatigen Lehrgänge.

Im Übrigen gilt für alle Jägerinnen und Jäger, ob Eil-Kurs-Absolventen oder langjährige Jagdschein-Inhaber, dass sie ihre Kenntnisse und Fertigkeiten auch weiterhin üben, auffrischen, aktualisieren. Ohne Fortbildung verlernen sie ihr Handwerk und werden zu einer Belastung ihrer Zunft.

Privileg Waffenbesitz und Tötungsrecht

Mit Ablegung der Jägerprüfung erwirbt der Absolvent das Recht, Waffen zu erwerben, zu führen und Tiere zu töten. Diese Privilegien werden von den Nichtjägern mit kritischer Aufmerksamkeit verfolgt. Es wird zu Recht erwartet, dass Jägerinnen und Jäger ein Höchstmaß an Disziplin und Sicherheit in der Handhabung von Waffen sowie im tierschutzgerechten Umgang mit Wildtieren aufweisen.
Solche Qualifikation aber kann in den genannten Kurzlehrgängen nicht durchgehend vermittelt werden.

Vom “Grünen Abitur” zur “Grünen Gesellenprüfung”

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