Das deutsche Jagdwesen läuft Gefahr, den Anschluss an den Fortschritt der Zeit zu verlieren!
Öffentliche Kritik an Jagd und Jägern ist inzwischen nicht mehr zu überhören. Klare Forderungen liegen auf dem Tisch. Nunmehr liegt es an der Jägerschaft, sich mit den mannigfachen Argumenten und Vorhaltungen ernsthaft und selbstkritisch zu befassen.
Die etablierten Jagdorganisationen sind jedoch vorwiegend darauf bedacht, althergebrachtes jagdliches Tun zu konservieren und dabei Kritikern in den eigenen Reihen wie auch Klagen aus nicht jagdlichen Bevölkerungskreisen kein Gehör zu schenken. Aktuelle Erkenntnisse aus Wildbiologie und Jagdwissenschaft werden, soweit sie nicht dem Selbstverständnis dieser jagdlichen Verbände einzufügen sind, immer noch als Einzelmeinungen weniger – und wenig kompetenter – „Systemveränderer“ abgetan.
Schleswig-Holsteinische Jägerinnen, Jäger und weitere Personen aus verschiedensten, mit dem Thema Jagd vertrauten Berufs- und Interessengruppen schlossen sich 1996 zunächst zu einer „Arbeitsgemeinschaft Naturnahe Jagd / Schleswig-Holstein“ zusammen mit dem Ziel, sich der zunehmenden Kritik vorbehaltlos zu stellen und einen konstruktiven Dialog zur Problemklärung und -überwindung einzuleiten.
Grundsätztliches
- Diese Arbeitsgemeinschaft setzt sich prinzipiell für einen Fortbestand der Jagd ein, und zwar einer Jagd, die einem zeitgemäßen natur- und umweltwissenschaftlichen Anspruch gerecht wird.
- Als wichtige Voraussetzung für eine tragfähige Aufbauarbeit sehen die Mitglieder, darunter viele langjährig praktizierende Jäger, auch die Partnerschaft mit Fachleuten der verschiedenen nicht jagdlichen Disziplinen. Gestützt auf das Wissen von Vertretern des Tierschutzes, des Natur- und Umweltschutzes, der biologischen Wissenschaften, der Land- und Forstwirtschaft, der Grundeigentümer und weiterer Natur-Interessierter verfolgen sie das Ziel, ein objektiv schlüssiges Konzept für eine zeitgemäße und darüber hinaus zukunftsfähige Jagd zu realisieren.
- In ständigem Kontakt mit Institutionen anderer Bundesländer wie Tier- und Naturschutzorganisationen sowie Verbänden, die sich ebenfalls dem Konzept einer naturnahen Jagd verschrieben haben, können vielfältige Erfahrungen genutzt und Aktivitäten koordiniert werden.
Zusammenarbeit mit Partnern
Diese Zusammenarbeit mit allen Partnern hat sich als sehr fruchtbar und konstruktiv erwiesen. Damit kann die Arbeitsgemeinschaft zu Recht feststellen, dass hinter ihren Entscheidungen nicht allein nur ihre Mitglieder stehen, sondern ein breites Bündnis aus sachkundigen Vertretern unterschiedlichster Interessenrichtungen.
Neben der genannten Kooperation mit Verbänden des Natur-, Arten- und Tierschutzes wurde den Mitgliedern der Arbeitsgemeinschaft, im Rahmen von fortbildenden Vorträgen und Diskussionen, vielfach Gelegenheit geboten, sich einschlägiges Wissen für eine fundierte Meinungsbildung anzueignen.
Beratende Funktion
Die Arbeitsgemeinschaft Naturnahe Jagd, AGNJ, hat sich beratend an der Vorbereitung diverser Entscheidungen in Politik und Verwaltung beteiligt, so u.a. bei der Novellierung des schleswig-holsteinischen Landesjagdgesetzes und der neuen Jagdzeiten-Verordnung.
Ferner hat sie sich gegenüber den Entscheidungsträgern zu aktuellen Themen geäußert, z.B. zur Jagd auf Raubsäuger ebenso wie zur fachgerechten Ausbildung von Jägerinnen und Jägern.
Der Zusammenschluss
Um die gemeinsame Arbeit noch effektiver fortführen zu können, schloss sich die Arbeitsgemeinschaft am 12. Februar 2003 als AGNJ/S-H zu einem eingetragenen Verein zusammen und wurde zugleich Mitglied im Ökologischen Jagdverband Deutschland/ ÖJV.