Was tun mit den neuen Arten?

Tierarten, die nach 1492, dem Jahr der Entdeckung Amerikas, bei uns eingebürgert bzw. eingeschleppt wurden oder auch selbständig einwanderten, bezeichnet man als Neozoen. Das sind inzwischen Hunderte. Einige von ihnen sind in Schleswig-Holstein jagdlich von Bedeutung, so z.B. Dam- und Sikawild, Mufflon, Waschbär, Marderhund, Farmnerz, Kanadagans, Fasan.

Neozoen im Widerspruch

Manche der neuen Arten sind den Jägern sehr willkommen.
Andere, natürlich die potenziellen Konkurrenten der Jäger, werden mit Argwohn betrachtet.
Die Diskussion, ob neue Arten für die heimischen Lebensgemeinschaften eine Bedrohung darstellen oder nicht, ist noch nicht abgeschlossen. Die Probleme sind nicht von der Hand zu weisen.
Vom Sikawild ist bekannt, dass es mit Rotwild bastardieren kann. In Irland gibt es beispielsweise Landstriche, die von solchen Mischformen besiedelt sind.
Vom Farmnerz, der aus Pelztierzuchten in die Freiheit gelangte, nimmt man an, dass er die wenigen Exemplare des noch in Osteuropa lebenden Wildnerzes verdrängt und damit zugleich auch die Wiederansiedlung dieses extrem seltenen Marders verhindern kann.
Waschbären sind in einigen Gegenden Deutschlands als Eindringlinge in die Siedlungen und Häuser des Menschen lästig geworden.
Andere Arten, wie z.B. der Marderhund, weiten ihr Verbreitungsgebiet auch in Schleswig-Holstein rasch aus. Auch die Erlegungen nehmen zu.

Pauschalentscheidungen vermeiden

Die Arbeitsgemeinschaft Naturnahe Jagd empfiehlt, die Entwicklungstrends zunächst gelassen zu beobachten und erst im Bedarfsfall, für jede Art gesondert, Entscheidungen zu treffen.
Im Bemühen des Landes Schleswig-Holstein um Neuwaldbildung sind Sikawild und Mufflons als Waldbewohner, die sich zusätzlich zu Dam-, Rot- und Rehwild vom Wald ernähren, nicht zu akzeptieren.
Sikawild ist wegen der Bastardierungsgefahr auch ein mögliches Hindernis bei der angestrebten Arealerweiterung für das Rotwild.
Von Waschbär, Marderhund und Farmnerz ist erwiesen, dass sie ein breites Nahrungsspektrum haben und keine besondere Gefährdung für ihre Beutetierbestände darstellen. Aus dieser Sicht besteht also keine Veranlassung, sie wieder ausmerzen zu wollen.
Im Übrigen lehrt die Erfahrung, dass diesen Arten mit herkömmlichen jagdlichen Techniken ohnehin nicht mehr beizukommen ist. Wir müssen und können mit ihnen leben. Daher ist mit ihrer Bejagung nicht anders zu verfahren als bei einheimischem Raubwild

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